27 Apr
Nordfrauen vergeben zu viele Großchancen
SV Grün-Weiß Schwerin - TSV Nord Harrislee 26:21 (10:8)
27 Apr
1. Frauen Handballmannschaft
Nach der Meisterschaft bereiten sich die Handballerinnen des TSV Nord Harrislee jetzt auf das Abenteuer 2. Bundesliga vo
HARRISLEE „Ich hätte gerne noch weitergespielt. Es lief gerade so gut", sagt Merle Carstensen(Foto) und lacht. Die 23-Jährige ist Spielführerin des TSV Nord Harrislee – und wird in der neuen Saison in der 2. Bundesliga spielen. Nachdem sich die Nord-Frauen die Meisterschaft in der 3. Handball-Liga Nord gesichert hatten, wurden sie einen Tag vor dem letzten Heimspiel von der Nachricht überrascht, dass die SG Kleenheim (Meister 3. Liga Ost) auf den Aufstieg verzichtet. Nord darf direkt aufsteigen, die beiden Spiele gegen West-Meister TuS Lintfort sind nicht mehr nötig – die Meisterfeier wurde zur Aufstiegsfeier umfunktioniert.
„Für mich ist das eine sehr emotionale Geschichte. Was wir hier in vier Jahren aufgebaut haben...", sagt Merle Carstensen staunend. Sie kann es noch gar nicht richtig glauben. „Das ist surreal. Wir sind so eine junge Mannschaft, sind vor der Saison neu zusammen gewürfelt worden – und jetzt sind wir Meister, Pokalsieger und auch noch Aufsteiger", so die 23-Jährige.
Bei Trainer „Shorty" Linde (Foto) steht das Telefon seitdem nicht mehr still. „Unfassbar, was es für Glückwünsche und Sympathiebekundungen gab, sogar aus den USA und aus Thailand. Gerade hat sich Jan Hellström, der Trainer der TSB-Fußballer, gemeldet", sagt Linde. Auch er kann es noch nicht richtig fassen. „Wenn man bedenkt, wo wir herkommen...", sinniert er und lässt den Satz unvollendet.
Im Dezember 2017 verlor sein Team 23:28 in Owschlag, Mitte Februar gab es ein unnötiges 22:23 in Travemünde. „Darüber haben wir uns geärgert. Und dann ist die Mannschaft wie ein Orkan über die Gegner gekommen", lobt der Trainer.
„Wir sind so ein cooles Team", sagt Merle Carstensen voller Stolz und lobt den Zusammenhalt: „Jede spielt für die andere mit." Die Niederlage in Travemünde sei ein Warnschuss gewesen, fortan habe man die Gegnerinnen noch ernster genommen und schließlich gemeinsam das große Ziel erreicht.
Und jetzt 2. Liga. Die Gegner heißen künftig nicht mehr Wattenbek, Jörl-Viöl oder Travemünde, sondern Halle-Neustadt, Berlin, Nürtingen und Waiblingen. Die Spiele werden schwerer, die Reisen länger. „Darüber haben wir diskutiert, auch kontrovers", berichtet Merle Carstensen und „Shorty" Linde bestätigt: „Wir haben darüber gesprochen, ob das Sinn macht. Aber ich habe in die Augen der Spielerinnen geblickt und dann war klar: Wir wollen das, es gibt keine andere Möglichkeit."
Einige Spielerinnen werden den Weg ins Abenteuer 2. Liga nicht mitgehen. Linde zählt auf: „Svea Lundelius schließt sich Schleswig IF an und will sich auf ihre Trainertätigkeit konzentrieren. Carlin Hauschild macht eine Weltreise. Denise Fries muss uns aus beruflichen Gründen ebenso verlassen wie Johanna Tüx und Karolin Lache. Und auch Sophie Petersen-Kröger und Jessica Lange sind nicht mehr dabei."
„Wir sind mit vielen Spielerinnen in Kontakt. Ich habe zehn angesprochen, zwei haben abgesagt. Und bei acht ist es im Bereich des Möglichen", sagt der Trainer. Die A-Jugendliche Johanna Andresen bleibt im Kader, Laureen Colombet stößt dazu.
In dieser Woche wurde noch trainiert, auch deshalb, damit sich potenzielle Zugänge ein Bild machen können. Es folgt eine dreiwöchige Pause, die erste Vorbereitungsphase dauert bis Ende Juni. „Da legen wir besonderen Wert auf die Physis", erklärt Linde. Nach einer weiteren Pause geht es Ende Juli richtig los, unter anderem mit zwei Trainingslagern. „Anfang September ist die erste Pokalrunde, für die wir uns als Landespokalsieger ja auch qualifiziert haben. Und am Wochenende 8./9. September ist Punktspielstart", so der Coach.
Trainingslager, weite Reisen, eventuell eine Übernachtung am Spielort – all das kostet Geld. In der 3. Liga umfasste der Etat ungefähr 70 000 Euro, das reicht nicht einmal ansatzweise für die 2. Liga. Kalkuliert wird für die neue Saison mit etwa 160 000 Euro. „Das ist aber das Minimum, das umfasst zum Beispiel keine Übernachtungen", erklärt Rainer Feddersen. Er ist Torwart-Trainer, selbst Sponsor, und kümmert sich im Funktionsteam um die Gewinnung neuer Förderer.
„Wir haben viele treue Sponsoren und haben auch schon einige neue dazugewonnen", sagt Feddersen. So kamen innerhalb kurzer Zeit schon 40 000 Euro zusammen – eine stolze Summe. „Einige haben ihr Engagement verdoppelt", sagt Wulf Müller-Hülsenitz, der 2. Vorsitzende des TSV Nord. Die Lizensierungs-Unterlagen trafen gestern beim Deutschen Handball-Bund in Dortmund ein, die Bürgschaft des Vereins folgt.
Noch fehlen gut 40 000 Euro, aber die Verantwortlichen sind zuversichtlich, das stemmen zu können. „Im Moment herrscht Aufbruchstimmung", sagt Müller-Hülsenitz und Feddersen stimmt zu: „Die Mannschaft hat einen hohen Stellenwert in der Gemeinde." Die Zuversicht ist da, aber keine Blauäugigkeit – schließlich ist die Erinnerung an 2014, als das Team aus finanziellen Gründen nicht mehr für die 2. Liga meldete, noch frisch.
Ulrich Schröder, Flensburger Tageblatt, 27.04.2018
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